Ab wann sollten Kinder ein eigenes Smartphone haben? Gute Frage. Ich denke, dass es dafür keine allgemeingültige Antwort gibt. Oft liest oder hört man die Empfehlung, Kindern erst mit 10-12 Jahren ein eigenes Smartphone zu geben. Dahinter steckt die Befürchtung, jüngere Kinder könnten mit dem Smartphone nicht vernünftig umgehen.

Meine Tochter hat mit 8,5 Jahren das erste eigene Smartphone bekommen. Was haben wir uns dabei gedacht?

Also, sie war in ihrer Schulklasse erst das 2. Kind mit eigenem Smartphone. Und natürlich war ich skeptisch, als sie eins haben wollte. Aber wir haben uns gedacht, früher oder später bekommt sie ohnehin ein eigenes Smartphone. Besser, sie bekommt es, so lange wir als Eltern noch erzieherisch einwirken können, als wenn sie es erst mit der Pubertät bekommt, wo sie uns Eltern dann vielleicht gar nicht mehr zuhört und unter dem (mutmaßlich schlechten) Einfluss von ihren Freundinnen steht.

Smartphone für Kinder

Aber auch mit dieser Denkweise wäre es übereilt, einem Kind einfach so ein Smartphone zu überlassen. Man muss erstmal die Vorbereitungen treffen. Und da sind zuallererst die Erwachsenen gefragt. (Jetzt kommt also der unangenehme Teil, aber es lohnt sich.)

Die Vorbereitungen

  1. Das Wichtigste ist, dass du deinem Kind den richtigen Umgang mit dem Smartphone vorlebst. Ich musste dabei meinen eigenen Umgang mit dem Smartphone erstmal kritisch hinterfragen. Dabei haben mir 2 Bücher geholfen: “The Twelve Monotasks” von Thatcher Wine und “Indistractable” von Nir Eyal.

Letztendlich kann dabei natürlich jeder seine eigenen Regeln aufstellen. Aber dann sollten sie auch eingehalten werden. Denn erst wenn die Erwachsenen (und natürlich die älteren Geschwister) einen sinnvollen Umgang mit dem Smartphone vorleben, ist die Zeit reif, dem Kind ein eigenes Smartphone zu geben. Jüngere Kinder lernen nämlich vor allem durch das Beobachten der Erwachsenen und kopieren unser Verhalten. Was “richtig” ist, muss natürlich jeder selbst entscheiden, aber hier sind ein paar Punkte, die ich versucht habe, meiner Tochter vorzuleben:

Smartphone-Nutzung
  • Kein Handy am Esstisch bzw. während der Mahlzeiten
  • Nachts ausschalten oder in den Flugmodus versetzen
  • Keine Handyspiele
  • Nicht aufs Handy schauen, während man sich im Straßenverkehr bewegt, auch nicht als Fußgänger
  • Nicht aus reiner Langeweile aufs Handy schauen
  • Wenn man sein Handy checkt, während man mit anderen spricht, ist das respektlos – ein No-Go.
  • Das Handy auch mal bewusst weglegen und nicht erreichbar sein, z.B. wenn man sich entspannen möchte oder wenn man sich auf eine anspruchsvolle Aufgabe konzentriert

Wenn du sicher bist, deinem Kind ein gutes Vorbild zu sein, geht es weiter.

2. Bestelle eine SIM-Karte, falls du nicht zufällig noch eine übrig hast. Ich bin ganz zufrieden mit FYVE, denn da bekomme ich für 6,95€ pro Monat ganze 200 Gesprächsminuten/SMS und 2 GB Datenvolumen inklusive. Bei meinem Nutzungsverhalten ist das praktisch gleichbedeutend mit einer Flatrate. Und das passt auch für meine Tochter.

3. Jetzt kannst du das Handy komplett fertig für das Kind einrichten. Wenn es ein gebrauchtes Handy ist, erstmal in den Werkszustand zurücksetzen und dann neu einrichten. Dabei solltest du die Kinderschutzfunktion nutzen. Für Android-Smartphones bietet Google z.B. an, dass dem Kinder-Account ein Erwachsenen-Account zugeordnet wird. Der Erwachsene muss dann zustimmen, wenn das Kind auf dem Smartphone eine neue App installieren möchte. Außerdem werden die Suchinhalte vorgefiltert, damit das Kind nur altersgerechte Inhalte findet. (Hier sollte dir allerdings bewusst sein, dass kein Filter 100%ig sicher ist, denn letztendlich ist es nur ein Algorithmus, der überlistet werden kann.)

4. Alle Apps draufpacken, die das Kind braucht, aber nicht mehr. In meinem Fall waren das hauptsächlich die Standard-Apps Telefon, SMS, Kamera und Browser und zusätzlich noch Whatsapp, ein Wecker, Google Maps, Gmail, ein Taschenrechner und Wikipedia.

5. Dann solltest du mit dem Kind die Regeln durchsprechen. Das sollte kein Problem sein, wenn ihr es selbst vorlebt. Was man macht, ist wichtiger, als was man sagt. Also nicht Wasser predigen und Wein trinken.

6. Dann zeigst du deinem Kind die verschiedenen Apps, die es auf dem Handy hat, und erklärst, wie man die Apps benutzt. Wenn es nur eine Handvoll Apps sind, können sich Kinder das gut merken.

Tja, und dann geht es los.

Wie sind meine Erfahrungen?

Wir haben unserer Tochter ein gebrauchtes Smartphone aus dem Familienkreis überlassen. Damit kann sie gut üben und den sinnvollen Umgang mit dieser Technologie lernen. Und falls es doch mal verloren geht, ist der Schaden sehr begrenzt, weil es ohnehin schon ein älteres Modell ist.

Mir war vor allem wichtig, dass meine Tochter nicht zu viel Zeit am Smartphone verbringt. Die ersten beiden Tage waren in dieser Hinsicht eine Herausforderung. Denn der Reiz des Neuen führte dazu, dass sie jeweils über 2 Stunden am Smartphone zugange war, hauptsächlich mit Whatsapp. Aber das war irgendwie auch nachvollziehbar, denn schließlich musste sie erstmal allen Verwandten und Bekannten schreiben, dass sie jetzt ein Handy hat und erreichbar ist. Nach diesen ersten beiden Tagen ging die tägliche Nutzungsdauer drastisch zurück und hat sich jetzt auf einem sehr vernünftigen Maß eingependelt. Zurzeit sind es weniger als 10 Minuten pro Tag.

Und wie nutzt sie bisher das Smartphone? Aus meiner Sicht sehr sinnvoll und verantwortungsbewusst. Sie nutzt es, um sich mit ihren Freundinnen zu verabreden, macht Fotos, und telefoniert ab und zu. Sie schreibt uns von unterwegs, wann sie ungefähr zu Hause ist oder ruft an, um zu fragen, ob sie z.B. noch zum Abendessen bei einer Freundin bleiben kann. In ihrer Schule sind Schüler-Handys allgemein nicht erlaubt, deshalb lässt sie es vormittags ohne Murren zu Hause. 

Sie hat bisher keinen Social Media Account und vielleicht möchte sie auch in Zukunft keinen haben. Wir Eltern sind bei keinem sozialen Netzwerk aktiv, weil für mich die Nachteile die Vorteile überwiegen. Falls unsere Tochter aber irgendwann einen Account bei einem Netzwerk haben möchte, würde ich mit ihr besprechen, was sie dort machen kann und was nicht.

Ich bin überzeugt, dass Smartphones auch in Zukunft eine sehr wichtige Technologie sein werden und möchte der nächsten Generation ermöglichen, den smarten Umgang mit dieser Technologie von der Pike auf zu lernen. Ich werde weiterhin beobachten, wie sich die Situation entwickelt und diesen Artikel gegebenenfalls noch ergänzen.

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